«Der Swiss Accounting Award ist eine grossartige Anerkennung und ein schöner Abschluss meiner Bildungsreise – mit dem Diplom stehen mir viele Türen offen.»

Barbara Büttner, Endingen

Interview mit Barbara Büttner, eidg. dipl. Expertin in Rechnungslegung und Controlling

Bei den Prüfungen im Accounting machen neben dem Fachwissen auch Engagement und Durchhaltevermögen den Unterschied aus. Barbara Büttner kann ein Lied davon singen. Ihre Reise zur diplomierten Expertin in Rechnungslegung und Controlling steht exemplarisch für alle, die ein Ziel mit Nachdruck verfolgen. Die Erfolgsstory wird von einem Swiss Accounting Award gekrönt. Das Interview zeigt, wie harte Arbeit und Entschlossenheit zum Erfolg führen können – und liefert konkrete Prüfungstipps.

Barbara Büttner, herzlichen Glückwünsch zu Ihrem Swiss Accounting Award! Was bedeutet Ihnen diese Auszeichnung?
 

Für mich persönlich ist das eine grossartige Anerkennung und ein schöner Abschluss nach vielen Jahren des Lernens – ich war ja Repetentin. Beruflich befinde ich mich derzeit in einer Phase der Neuorientierung. Da ich über ein breites Fundament verfüge, stehen mir viele Türen offen. Das Diplom habe ich stolz in meinem Büro aufgehängt.  


Wie lange hat Ihre Weiterbildungsreise insgesamt gedauert?
Wenn man den Fachausweis im Finanz- und Rechnungswesen sowie den Fachausweis als Personalfachfrau dazu rechnet – einige Zeit … Die HR-Ausbildung liegt allerdings schon 17 Jahre zurück. Dank ihr bin ich auch sehr breit aufgestellt. Die Experten-Weiterbildung habe ich bei der Controller Akademie gemacht. Die erste Prüfung war ein Versuch. Ich wusste, dass ich nicht bestehen würde, da ich mich aus privaten Gründen nicht ausreichend vorbereiten konnte. Mein Mann musste sich mehreren schwierigen Operationen unterziehen, was unser Familienleben auf den Kopf stellte und meine Vorbereitung stark beeinträchtigte. Für den zweiten Anlauf konnte ich das berufliche Pensum reduzieren. Von den vier Personen unserer Klasse, welche die Prüfung knapp nicht bestanden hatten, trat ich als Einzige nochmals an. Es hat sich ausgezahlt!


Sie haben die beste interdisziplinäre Fallstudie Ihres Jahrgangs abgeliefert. Und dies in der Königsdisziplin des Accounting, wo es um vernetzte Kompetenzen geht – vergleichbar mit dem Sieben- oder Zehnkampf in der Leichtathletik. Neben Buchhaltung, Sozialversicherungen, Rechnungslegung muss man auch in Steuern und Controlling fit sein und diese Themen übergreifend anwenden können. Was waren die Schlüsselfaktoren für Ihren Erfolg?

Ich habe alle Fallstudien der letzten Jahre intensiv bearbeitet. Dabei ist mir aufgefallen, dass sich die Anforderungen in den letzten Jahren deutlich verändert haben. Die Fallstudien sind «steuerlastiger» geworden. Dieses Thema liegt mir. Während der Weiterbildung zum Fachausweis habe ich mir umfangreiches Wissen angeeignet und konnte zudem wertvolle praktische Erfahrung sammeln. Glücklicherweise kam bei der Prüfung keine Konsolidierung, denn damit hätte ich schwerlich 88 Punkte mit der Note 6 erzielen können (lacht).

Sie haben uns erzählt, dass der Award bei Ihnen auf dem Esstisch steht und Ihre Tochter Sie gefragt hat, ob Sie nun berühmt seien. Wie gefällt es Ihnen, dass die Familie so positiv reagiert?

(Lacht) Natürlich erfüllt mich das mit Stolz. Ich bin in unserer Familie in bester Gesellschaft. Eine meiner Schwestern ist Wirtschaftsprüferin, eine andere Steuerexpertin und die dritte hat einen Bachelor of Science in Berufsbildung. Ihr ist aufgefallen, dass wir drei anderen nun alle einen Abschluss auf Stufe 8 im Nationalen Qualifikationsrahmen (NQR) vorweisen können. Uns Geschwistern ist klar, welcher Aufwand dahintersteckt, und gerade deshalb ist dieser Erfolg für mich besonders schön und bedeutungsvoll. Und dankbar bin ich auch: Ich habe von der ganzen Familie während der Weiterbildung viel Unterstützung erfahren. An den Wochenenden haben sie häufig die Kinder gehütet, damit ich mich dem Lernen widmen konnte.    


Haben Sie konkrete Tipps für Kandidatinnen und Kandidaten, die es im ersten Anlauf nicht geschafft haben? Lohnt sich ein zweiter Versuch tatsächlich?

Auf jeden Fall! Es ist wichtig, nicht aufzugeben. Eine grosse Rolle spielt dabei die Schule. Die Controller Akademie hat mir gute Unterlagen zur Verfügung gestellt. Besonders die Lösungsraster für Fallstudien waren extrem hilfreich. Oft habe ich viel zu weit gesucht, obwohl die Lösung naheliegend war. Im Nachhinein ärgerte ich mich zum Beispiel über meine Herangehensweise bei einer Frage zu den Treuhanddienstleistungen der Big 4. Ich dachte an umfangreiche, komplexe Leistungen. Im Lösungsraster waren aber vor allem einfache Buchhaltungsaufgaben zu finden. Das Lösungsschema hat mir geholfen, den Lösungsweg zu erkennen und gezielter vorzugehen.


Übung macht die Meisterin – Sie sprechen einen zentralen Aspekt an. Ist es aus Ihrer Sicht gut, in der Prüfungsvorbereitung möglichst viele Aufgaben selbst zu bearbeiten, um eine gewisse Routine zu entwickeln?  

Genau. Je mehr man übt, desto besser versteht man die Struktur der Aufgaben und die Zusammenhänge. Bei den Fallstudien selbst sind die Fragen oft eher kurz und nicht immer ganz klar formuliert – sie lassen Spielraum offen. Damit hatte ich zu Beginn meine Mühe.
 

Auch in einem Mehrkampf kann nicht jede Disziplin gleich gut laufen – welche Herausforderungen oder Erkenntnisse sind Ihnen während dieses «Wettkampfs» namens Fallstudie begegnet?

Es gilt mehrere themenübergreifende Fragen zu bearbeiten. Deshalb muss man das Zeitmanagement im Griff haben, um alle Aufgaben durchgehen zu können und sich nirgends zu verlieren. Ich empfehle zudem einen Zwischenhalt nach etwa zwei Stunden. Ich habe mich dann gefragt, wo ich aktuell stehe und wie ich die verbleibende Zeit am besten investiere. Bei diesen Überlegungen spielt die Punktzahl pro Aufgabe eine Rolle. Bereits beim Durchlesen der Fallschilderung und der Fragestellungen habe ich mir dazu Notizen gemacht.
 

Wieviel Zeit haben Sie effektiv benötigt?

Ich habe die fünf Stunden voll ausgeschöpft, weil die Lösungen schön gebündelt werden müssen. Und an den Inhalten kann man sowieso immer weiter feilen. Jeder Punkt zählt. Das Inhaltsverzeichnis habe ich mir bis zum Schluss aufgespart, denn Formpunkte fallen nicht so sehr ins Gewicht.
 

Sie sind Mitglied bei SwissAccounting. Was hat Sie zum Beitritt bewogen?

Das Netzwerk. Beim Event Accounting Stars habe ich beispielsweise eine ehemalige Mitstudentin getroffen. Wir wollen nächstes Jahr gemeinsam an der Generalversammlung (GV) von SwissAccounting teilnehmen, um uns wieder austauschen zu können.
 

Eine schöne Idee! Die nächste GV findet anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Regionalgruppe Bern Espace Mittelland am 19. Juni 2025 im Casino in Bern statt.

Das ist wunderbar. Ich lebe mit meiner Familie im Kanton Aargau, komme aber ursprünglich aus Bern. Deshalb bin ich auch Mitglied der Regionalgruppe Bern Espace Mittelland, habe aber leider noch keinen Netzwerkanlass besucht. Dieses Versäumnis hole ich bald nach – vielleicht bei der 100-Jahre-Feier im Bierhübeli in Bern am 4. April 2025 ...


Zurück zum Event Accounting Stars. Wie haben Sie die Premiere erlebt?

Ich – und ich spreche auch für meine Kolleginnen und Kollegen – fand die Feier grossartig. Es waren besonders viele Personen mit einem Bezug zu den Nominierten anwesend. Da wurde also kräftig mitgefiebert. Besonders toll fand ich die Verlosung der lebenslangen Mitgliedschaften. An unserem Tisch war eine Frau, die über diesen Gewinn fast ausser sich vor Freude war.
 

Was ist Ihr Geheimrezept, um Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen?

Der Schlüssel liegt in der Unterstützung des Partners sowie meiner Familie. Mein Mann hat mich stets motiviert und mir gesagt: «Deine TV-Zeit ist vorbei, jetzt heisst es nach unten gehen und weitermachen.» An den Wochenenden hat er auch immer für uns gekocht. Als die Kinder klein waren, war es einfacher, die Balance zu finden. Jetzt, wo meine Kinder 9 und 11 Jahre alt sind, gestaltet sich das etwas schwieriger. Ich habe am Wochenende oft auf vieles verzichtet, konnte mich jedoch immer auf die Rückendeckung meiner Familie verlassen.
 

Darf ich fragen, wie hoch Ihr aktuelles Arbeitspensum ist?

Momentan arbeite ich zu 100 Prozent bei der Sportanlage Erlen AG. Davor lag mein Pensum bei 60 Prozent und übergangsweise bei 70 Prozent. Derzeit arbeite ich fast ausschliesslich im Büro, obwohl ich die Möglichkeit zu Homeoffice hätte. Ich kann meine Aufgaben jedoch gut organisieren und einteilen, sodass sich die Bürozeiten optimal nutzen lassen.
 

«Neuorientierung» haben Sie gesagt ...  Was ist angedacht?

Ursprünglich habe ich eine Ausbildung in der Gemeindeverwaltung absolviert. Bis vor kurzem war ich Co-Geschäftsführerin der Märki Innenausbau AG und habe von dort einige Treuhandleistungen übernommen. In unserem Betrieb, einem inzwischen stillgelegten Schlacht- und Zerlegebetrieb, habe ich neben der kaufmännischen Leitung viele weitere Tätigkeiten unter dem Motto «learning by doing» ausgeübt. Inzwischen habe ich die Umwandlung für die Nachfolgeregelung durchgeführt und ein Verkauf des Betriebs steht an. Alles in allem also viel Erfahrung und Wissen. Jetzt braucht es eine Weichenstellung. Die Möglichkeiten mit dem Diplom sind vielfältig. Es könnte die Treuhandbranche, eine neue Stelle im Accounting oder sogar die Selbstständigkeit sein.


Was fasziniert Sie am Accounting?

Die Faszination liegt für mich in der Logik und Struktur, die diesem Bereich zugrunde liegen. In unserem Familienbetrieb unterstützte mich beim Einrichten des Kontenplans jene Schwester, die Wirtschaftsprüferin ist. Daraus entstand die Motivation zur Weiterbildung. Buchhaltung bietet nicht nur klare Regeln, sondern auch vielfältige Perspektiven. Es ist spannend, Zahlen zu analysieren und herauszufinden, wie es dem Unternehmen geht, wie die Eigenmittel beschaffen sind und wohin das Geld fliesst. Diese Einsichten helfen, fundierte Entscheidungen zu treffen und die finanzielle Gesundheit des Unternehmens besser zu steuern.


Wo sehen Sie sich in fünf oder zehn Jahren?

In einem spannenden und vielseitigen Job, da ich Herausforderungen und knifflige Aufgaben schätze! Darüber hinaus würde ich mich auch für ein Mandat in einem Verwaltungsrat interessieren.


Wird der Swiss Accounting Award dann noch immer auf Ihrem Esstisch stehen?

Ich habe ihn heute zum Gespräch mitgenommen – davor stand er auf dem Klavier meiner Tochter. Auf Dauer wird er in meinem Büro daheim einen ehrenvollen Platz erhalten. Ich freue mich wirklich sehr über diese Auszeichnung!


Vielen Dank für das Gespräch und weiter viel Erfolg!

Interview: Dieter Pfaff und Bettina Kriegel
Fotos: Patric Spahni

Barbara Büttner