«Ich bin ein Zahlenmensch – das Rechnungswesen ist genau mein Ding.»

Katharina Werthmann, Zürich

Der Fachausweis im Finanz- und Rechnungswesen als nächstes Ziel

Mit dem Sprichwort «Gut Ding will Weile haben» lässt sich Katharina Werthmanns Laufbahn zusammenfassen. Ihre Vorliebe für Zahlen wurde ihr schon früh im Berufsleben bewusst. Doch erst vor Kurzem startete sie in die konkrete Umsetzung – mit der Ausbildung zur Sachbearbeiterin Rechnungswesen, gefolgt vom Lehrgang zum eidgenössischen Fachausweis.

Ihre beruflichen Wurzeln hat Katharina Werthmann in der Gastronomie. Nach dem Abitur lernte sie Restaurantfachfrau und arbeitete in Hotels, Restaurants und Bistros. Ihr Berufsweg führte sie in einer nächsten Phase als US Tax Specialist in den Bankensektor, bevor sie Anfang 2024 zum Schweizer Ableger eines globalen Hightech-Unternehmens im Bereich von Verteidigung und Sicherheit, Satelliten- und Raumfahrttechnik wechselte. Welche Bildungsentscheidungen die Stellenwechsel begleiteten, erzählt sie im Gespräch.
 

Mit Ihren Weiterbildungen im Finanz- und Rechnungswesen haben Sie sich zu einem beruflichen Neubeginn entschlossen. Wie kam es dazu?

Als ich von Deutschland in die Schweiz kam, blieb ich der Gastronomie zunächst treu. Das war eine spannende, vielfältige Erfahrung. Als eher introvertierter Mensch bin ich in dieser Zeit offener und experimentierfreudiger geworden. Ich habe mich aber immer mehr für Abrechnungen, Inventur und alle anderen Administrativaufgaben zu interessieren begonnen. Der Plan, in die Buchhaltung zu wechseln, war da eigentlich schon geboren. Da mir ein kaufmännischer Abschluss fehlte, habe ich nebenberuflich das Handelsdiplom gemacht. Dies lieferte mir die Bestätigung, dass ich ein Zahlenmensch bin und das Rechnungswesen genau mein Ding ist.

Es verging aber einiges an Zeit, bis Sie diesen Berufs- und Bildungswunsch verwirklichen konnten?

Eine ehemalige Vorgesetzte kam unverhofft mit dem Angebot auf mich zu, ihr in das US-Steuerwesen einer Bank zu folgen. Daraus sind 15 Jahre «learning by doing» geworden ... Die Arbeit hat Spass gemacht, eigentlich hat alles gepasst. In dieser Komfortzone ging der ursprüngliche Fokus verloren. Als meine Einheit im Rahmen einer Restrukturierung verkauft wurde, kam ich ins Grübeln. Der Wunsch, in der Buchhaltung tätig zu sein, schob sich wieder in den Vordergrund und ich informierte mich über mögliche Weiterbildungen in diesem Bereich. Gedacht, getan, denn der Sachbearbeiter-Kurs startete bereits eine Woche später im Herbst 2022. Das passte super. Das Lernen fiel mir leicht, der Stoff hat mich sehr interessiert.
 

Konnte Ihr Jobprofil beim damaligen Arbeitgeber entsprechend angepasst werden?

Leider nein. Aber wieder spielte der Zufall mit. Wir diskutierten im Lehrgang, wer Interesse an der Fortsetzung der Ausbildung auf Stufe Fachausweis hatte. Zu dieser Gruppe gehörte auch ich. Als unser Lehrgangsleiter von meinen Absichten erfuhr, gab er mir den Tipp zu einer offenen Stelle. So kam ich Anfang 2024 zu meinem aktuellen Arbeitgeber und Job – und stieg im März 2024 in die Fachausweis-Ausbildung ein.
 

Was ist eigentlich Ihre Motivation zu dieser zweiten Weiterbildung?

Zum einen das fachliche Interesse, zum anderen ein eidgenössicher Abschluss im Curriculum. Ich erachte den Fachausweis im Finanz- und Rechnungswesen als wertvoll, sein Stellenwert im Arbeitsmarkt ist hoch und auch bezüglich Gehalt und den möglichen Positionen bringt er viel. Berufserfahrung allein ist zwar schön und gut, aber viele Arbeitgeber schauen halt auch stark auf die Abschlüsse.
 

Wie fühlt es sich an, sich in Ihren Vierzigern beruflich und bildungsmässig komplett neu zu orientieren?

Vor dem Lehrgang zur Sachbearbeiterin habe ich mir dazu tatsächlich ein paar Gedanken gemacht. Wir waren altersmässig aber angenehm durchmischt, wie auch jetzt im Lehrgang. Eigentlich spielt das Alter gar keine Rolle, wenn man etwas gefunden hat, das man gerne macht. Man muss einfach anfangen.
 

Welche Fächer liegen Ihnen besonders gut?

Einige Fächer haben wir noch gar nicht kennengelernt. Dass mir die Kostenrechnung liegt, wusste ich bereits. Das geht in Richtung Controlling, was mich sehr interessiert. Die Finanzbuchhaltung zählt ebenfalls zu meinen Favoriten und, für mich selbst eher überraschend, die Sozialversicherungen. Davon hatte ich zu Beginn meines Berufslebens null Ahnung, obwohl diese Fragen uns alle persönlich betreffen. Ein spannendes Themenfeld!
 

Auf LinkedIn bezeichnen Sie sich aktuell als Junior Accountant. Sehen Sie konkrete Entwicklungsmöglichkeiten?

Ich habe einen recht breit gefächerten Verantwortungsbereich, obwohl vieles für mich noch neu ist. Vorher hatte ich zum Beispiel noch nie mit einem Buchungssystem zu tun. Es geht also erst einmal darum, reinzufinden in all diese Aufgaben.
 

Wie gut lassen sich Schule und Arbeitsplatz inhaltlich miteinander verknüpfen?

Als Produktionsbetrieb und Konzern bietet mein Arbeitgeber ein optimales Umfeld, um Praxis und Schule miteinander zu vernetzen. Der Schulstoff zu den Sozialversicherungen hilft mir bereits jetzt, ein Verständnis für die Materie zu entwickeln. Die ganzen Abrechnungen der Pensionskassen und der AHV laufen über mich, ich habe es mit Krankentaggeldern zu tun und bin viel in Kontakt mit den Human Resources. Das ist eine recht komplexe Angelegenheit. Im Lehrgang steigen wir gerade in die direkten Steuern ein – auch das ein Thema, in das ich am Arbeitsplatz noch involviert werden könnte. Auf theoretischer Ebene schon mal den Durchblick zu erhalten, ist natürlich von Vorteil.
 

Liebäugeln Sie mit einer weiteren Fortsetzung Ihres Bildungswegs in Richtung Diplomausbildung, da Sie sich für das Controlling interessieren?

Ausschliessen würde ich es jedenfalls nicht. Aber erst mal schauen, wie es beim Fachausweis läuft ...
 

Wie kommen Sie mit der Zusatzbelastung des Lernens neben Job und Schulpräsenz klar?

Das funktioniert recht gut. Aktuell verbringe ich an den Wochenenden viel Zeit mit dem Lernen, versuche aber auch, gleich im Anschluss an den wöchentlichen Unterricht einiges zu erledigen. Abends nach der Arbeit kann ich mich nicht so gut zum Lernen aufraffen. Der Druck wird im weiteren Verlauf des Lehrgangs aber sicher grösser werden. Spätestens in einem Jahr braucht es einen konkreten Stundenplan, da muss man andernorts ein paar Abstriche machen.
 

In Beruf und Weiterbildung sind Sie recht «verkopft» unterwegs. Suchen Sie in der Freizeit einen Ausgleich?

Ich gehe zwei bis drei Mal pro Woche ins Fitness. Beim Bodypump kann man sich so richtig auspowern. Das hilft, den Kopf frei zu kriegen. Ansonsten nehme ich mir Zeit für meine Freunde, sei es für einen Spaziergang am Wochenende oder zum gemeinsamen Kochen am Abend. Das muss schon auch sein.
 

Katharina Werthmann, herzlichen Dank für das Gespräch!

Katharina Werthmann