«Die Ausbildung zur Sachbearbeiterin Rechnungswesen hat mir eine solche Power gegeben und viele Türen geöffnet - auch jene zum eidgenössischen Fachausweis als Fachfrau im Finanz- und Rechnungswesen!»

Oksana Willi-Poleshuk, Lenzburg

Berufsbildung und -abschlüsse, um Fuss zu fassen

In einem fremden Land kann der Einstieg harzig sein. Der Aufstieg fühlt sich dadurch aber umso besser an. Bis zu ihrem Abschluss als Fachfrau im Finanz- und Rechnungswesen bewies Oksana Willi-Poleshuk einiges an Biss und Durchsetzungsvermögen.

Oksana Willi-Poleshuk kam der Liebe wegen in die Schweiz. Nach Anfangsschwierigkeiten baute sie sich hier über die Jahre hinweg ein eigenes Berufs- und Sozialleben auf, von dem sie gleich selber berichtet.

 

«Ich bin vor zehn Jahren von Usbekistan in die Schweiz gekommen. Mein jetziger Mann und ich wollten versuchen, uns ein gemeinsames Leben aufzubauen. Das war eine ganz andere Welt, von der ich nichts wusste. Meine Muttersprache ist Russisch. Ich konnte gut Englisch, aber noch kaum Deutsch. Zwei Jahre nach dem Auswandern steckte ich in einem tiefen Loch. Man kommt an einen fremden Ort, kann die Sprache nicht, hat kein eigenes Sozialleben, keinen vernünftigen Job und liegt dem Mann auf der Tasche.
 

Die Geburt unserer Tochter war mein Wendepunkt. Ich wollte nicht nur Mami sein, sondern für unser Kind auch ein gutes Beispiel. Nach der obligatorischen Schulzeit hatte ich in meiner Heimat in verschiedenen Büros gearbeitet, kannte also die Administration. Im Rahmen der eidgenössischen Nachholbildung konnte ich daran anknüpfen. Ich lernte Kauffrau und schloss mit dem eidgenössischen Fähigkeitszeugnis ab. Eine kleine Tochter, die Schule, das Lernen, ein zeitintensives Praktikum – das war eine Investition in die Zukunft.

Früher hatte ich wenig mit Zahlen und Rechnen zu tun, aber in der Schule konnte ich das einfach. Das war so spannend! Ich wollte deshalb unbedingt gleich den Fachausweis im Finanz- und Rechnungswesen machen. Bis zum Beginn eines Lehrgangs hätte ich einige Monate warten müssen. Also stieg ich sofort in die edupool.ch-Ausbildung zur Sachbearbeiterin ein. In Aarau kann man nach einem Jahr zu den Finanzfachleuten umsteigen. Insgesamt dauerte es dadurch bis zum Fachausweis ein halbes Jahr länger als üblich.

Als Familie waren wir dann schon zu viert. Die Wochenenden, wenn ich in der Schule oder am Lernen war, waren Papi-Zeit. Das war schon streng, auch für meinen Mann. Am wichtigsten war seine moralische Unterstützung. Er hat mir immer wieder gesagt, dass ich das schaffe, und fing auch mein schlechtes Gewissen gegenüber den Kindern auf. Meine Schwiegereltern haben mir vor allem unter der Woche viel abgenommen und zu den Kindern geschaut.
 

Der Beruf ist das Beste, was ich hätte machen können. Gerade im Treuhandbereich gibt es viel Abwechslung. Aus jedem Geschäftsfall kann ich etwas lernen. Und das Verknüpfen von Wissen macht Spass, zum Beispiel wenn es um die Steuerfolgen einer Buchungsempfehlung geht. Viele unserer Kunden sind kleine Firmen oder Privatpersonen, die ihre Kompetenz nicht im Finanz- und Rechnungswesen haben. Sie sind auf unsere Beratung angewiesen.
 

Auch privat fragen mich viele um Rat: in steuerlichen Sachen, zu ihrem Arbeitsvertrag oder den Abzügen auf der Lohnabrechnung.
 

Auf diese Art gebraucht zu werden, das hilft dem Selbstvertrauen und dem Selbstwertgefühl extrem. Die Weiterbildung, die gesammelte Erfahrung, das hat mir eine solche Power gegeben! Ich fühle mich viel stärker, bin selbstbewusster, ich fühle mich als Schweizerin, auch wenn ich meine Heimat noch in mir habe. Das gibt Kraft. Wenn ich das geschafft habe, dann können das andere auch. Man kann etwas tun, um hier anzukommen oder sich in seinem Leben weiterzuentwickeln! Weiterbildung schafft dafür wunderbare Voraussetzungen. Meine nächste Weiterbildung kommt bestimmt.»

Oksana Willi-Poleshuk

Dank Bildung zu sozialer Unabhängigkeit 

Oksana Willi-Poleshuk arbeitet als Fachfrau im Finanz- und Rechnungswesen in einem Treuhandbüro in Lenzburg. Als sie in die Schweiz kam, steckte in ihrem Bildungsrucksack nur die obligatorische Schulzeit. Als Erstes holte sie die Grundbildung als Kauffrau nach, begann anschliessend mit der edupool.ch-Ausbildung zur Sachbearbeiterin und stieg daraus fliessend in den Lehrgang der Finanzfachleute um.